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Wolfgang Petritsch: „Friedensprojekt Europa: Herausforderung Ukrainekrise“

24. Juni 2014

Eine der großen Errungenschaften der Europäischen Union ist die Sicherung des Friedens in Europa. Dass jedoch das Potential für militärische Konfrontationen real ist, zeigen aktuell die Ereignisse in der Ukraine, die die EU mit voller Wucht getroffen haben. Doch welche Lehren lassen sich aus diesem Konflikt für die Zukunft der EU ziehen? Welche Chancen und Möglichkeiten gibt es, die Krise zwischen der EU und Russland zu lösen?

Diesen und weiteren Fragen zur Rolle und Verantwortung Europas im Russland-Ukraine-Konflikt ging Wolfgang Petritsch, Harvard University, ehem. Hoher Repräsentant für Bosnien und Herzegowina und Südosteuropa-Experte, im Rahmen eines „Business Breakfast“ bei Ecker & Partner nach. Ausgehend von der Ukrainekrise analysierte er Ergebnisse, Fehler, und Missverständnisse der bisherigen EU-Politik. So sagte Petritsch, dass die EU im Umgang mit der Ukraine und Russland schwere strategische Fehler begangen und historische Zusammenhänge vernachlässigt hätte. Er betonte wiederholt, wie wichtig es wäre, ein partnerschaftliches Verhältnis mit Russland aufzubauen und gemeinsame Interessen herauszuarbeiten. Es müsse endlich ein richtiger Dialog auf Schiene gebracht werden, denn Europa und Russland seien nun einmal Partner und müssen einen Weg der konstruktiven Zusammenarbeit finden. Die derzeitigen Sanktionen gegenüber Russland bezeichnete er als politische Schwäche, symbolische Ratlosigkeit und als keine adäquate politische Reaktion, da sie eine Gesprächsbereitschaft beider Seiten verhindern.  Die EU müsse differenzierter an die Problematik herangehen und die Geschichte miteinbeziehen. Aber auch Vergleiche mit anderen, bereits vergangenen Krisenfällen herstellen und das, was dort gut gelaufen ist, vertiefen bzw. die Fehler, die begangen wurden, eingestehen und nicht mehr wiederholen. Generell müsse sich die EU großen allgemeinen Herausforderungen stellen, denn sobald sie von einer – egal ob externen oder internen – Krise betroffen sei, öffne sich die gesamte Problemlage. Die EU funktioniere nur unter Krisendruck – wir benötigen quasi eine Krise damit sich etwas verändert.

Die Ukraine bezeichnete Petritsch im Großen und Ganzen als einen gescheiterten Staat. Wenn man hier helfen möchte, koste das Milliarden. Die Orangene Revolution sei im Grunde nichts anderes als ein Elitenwechsel gewesen.

Der spannenden Diskussion folgten sowohl Vertreter der heimischen Wirtschaft als auch zahlreiche Presse-Vertreter.

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